Der Wecker klingelt um 4 Uhr. Beinahe wären wir nicht gegangen, aber dann haben wir es doch noch aus dem Bett geschafft. Thomas und ich haben um kurz nach 4 Uhr ein Taxi zum Fischmarkt in Tokio genommen.
Auf dem Fischmarkt herrscht ein organisiertes Chaos, das sich unserem Verständnis komplett entzieht. Überall kleine, motorisierte Drehwägen, die nach einem undurchschaubaren Plan von A nach B düsen. Wir stehen immer wieder im Weg, aber sind deswegen auch gleichzeitig mittendrin. Überall liegen die verschiedensten Sorten von Fisch, Muscheln, Krabben, Krebsen, Sehgurken und anderem Seegetier auf Eis oder in Wasser-gefüllten Styroporkisten herum. Man hat das Gefühl, dass wir so früh sind, dass die Händler noch am Aufbauen sind.
Unser eigentliches Ziel auf dem Fischmarkt sind die Tunfischauktionen. Dort werden riesige, tiefgefrorene Tunfischkörper versteigert. Auch hier versteht man eigentlich nicht wirklich was vor sich geht. Der Auktionsleiter vollzieht einen Singsang, der ein bisschen an einen Tanz erinnert.
Thomas will unbedingt noch Fisch zum Frühstück, also gehen wir in ein Sushirestaurant und essen dort ein paar kleine Happen. Nach Hause geht’s dann mit der U-Bahn und jetzt postwendend ins Bett!
moose - 10. Jan, 23:40
Wie immer: Sitzen in der U-Bahn zum Gig in Shimokitazawa. War bisher ein recht langsamer und eigentlich auch gemütlicher Tag. Aufstehen mit Frühstück und Weblog-Eintrag (ich spreche von mir…). Dann Wäschewaschen und das Küchenutensilien-Viertel nahe des Hotels besucht. Für dieses Viertel ist es jetzt die letzte Chance Bestellungen entgegenzunehmen. Dort gibt es Samurai-Schwerter für Köche und Bratpfannen für Hausfrauen zum Züchtigen der Ehemänner aus Gusseisen. Ein paar von uns waren heute Nacht von 4-7 Uhr schon auf dem Fischmarkt. Ich hab Bock das morgen früh zu machen.
In Shimokitazawa haben wir um 17:30 Uhr Soundcheck. Ein Muss in diesem recht jungen und alternativen Viertel ist das Green Planet. Ein CD-Laden, der den Homegrown-CD-Vertrieb für USA Jambands übernommen hat. Eine wirklich klasse Auswahl jap. und amerik. Jambands. Das Viertel ist ansonsten voll von Secondhand-Kleidungsgeschäften, CD-Läden, Restaurants und anderen abgefahrenen Läden. Sehr schön zum Rumstreunen und für viele von uns eine gute Gelegenheit einige Yen dort zu lassen.
Der Gig findet gemeinsam mit der lautesten Band der Welt statt. „Marble Sheep“ sind super, aber für meine Ohren „drei“ Dezibel zu laut. Wieder sind die Eindrücke des Abends sehr unterschiedlich. Für Thomas eines der besten Konzerte der Tour, für mich eher eines der Mittelklasse. Sehr genial, es waren drei Taper vor Ort. Außerdem hat uns eine kleine, süße Japanerin vor dem Gig ein „mars mushrooms“-Bild geschenkt, was sie selbst gemalt hat. Super und vor allem extrem unerwartet!!!! Janta hat wieder fotografiert. Vielleicht gibt’s morgen noch Fotos.
Es ist jetzt 1:14 Uhr. In drei Stunden wollen Thomas und ich auf den Fischmarkt. Mal sehen, ob wir das schaffen. Euch allen eine gute Nacht. Bis morgen, mit Fischgeruch!!!
moose - 10. Jan, 17:16
Von unseren beiden Unterkünften sind wir getrennt aufgebrochen und haben uns erst wieder alle in Asakusa im Sakura Hostel getroffen. Eigentlich wollte ich wieder den Soundcheck absagen, aber da die anderen Bands ja auch Zeitpläne haben, haben wir dann versucht es doch zu schaffen. Leider hat's nicht geklappt. Wir sind erst eine Stunde nach unserem Soundcheck angekommen.
Trotzdem haben wir dann noch einen Soundcheck machen dürfen, u.a. Queen of Darkness vorbereitet und dann aber beim Gig wieder nicht gespielt. Das Konzert wurde begleitet von Ohpia Lightshow, was dem ganzen einen sehr psychedelischen Touch gab. Die Stimmung war irgendwie schon vor Beginn des Konzert ziemlich angespannt.
picture © Janta
Man hatte ein bisschen das Gefühl, dass wir wie alte Bekannte begrüßt worden sind. Man kann guten Gewissens sagen, dass die ca. 120 anwesenden Leute teilweise richtig aus dem Häuschen waren.
picture © Janta
In Osaka hatten wir schon eine Didgeridoo-Spielerin kennengelernt, die wir diesmal eingeladen hatten mit uns zu spielen. Wir haben gestern also Rubberball ausnahmsweise mit einem Jam in Cis gemacht und mit Hazuki gejamt. Auch das war genial, die Aufnahmen sind super geworen!!!
moose - 10. Jan, 03:46
Zugfahrt von Machida nach Kawasaki. Irgendwie freu ich mich über den Tag! Beim Aufstehen war es noch sehr kalt, aber jetzt scheint die Sonne und nach zwei Kaffee ist man auch wieder fit! Wir fahren durch das typische Vorstadtgebiet von Tokyo. Kleine zweistöckige Häuser, Expressways auf überdimensionalen Brücken und dazwischen ein Gewirr von Stromleitungen und Masten. Im Zug, die anderen Japaner meistens schlafend, lesend oder einfach nur in sich gekehrt. Meistens sind wir einzigen, die sich unterhalten. Auf den Ohren die trippig-spacige Jammusik von Dachambo. Jetzt sind wir gleich da, vielleicht später mehr.
Jetzt, ein paar Stunden später möchte ich mal über einen typischen Gig unter der Führung von Chikaho schreiben. Um 14 Uhr beginnt der Soundcheck, also müssen wir um 13:40 Uhr beim Club ankommen. Es gibt eine Verzögerung, also bekommen wir um 13:56 Uhr für 34 Minuten frei. Als wir dann wieder beim Club ankommen, wartet man schon auf uns. Beim Aufbauen sind mind. 2 Leute zur Hand, die versuchen uns die Wünsche von den Lippen abzulesen. Im Zweifelsfall hat Chikaho schon die Effekte aufgebaut. Wir haben bei einem unserer Bandgespräche einen Zeitplan für einen perfekten Soundcheck gemacht. Erst wird der Front-Sound eingestellt. Christof beginnt mit den Drums, dann kommt der Bass, gefolgt von Gitarre, Keys, Didgeridoo und den Vocals. Dann fangen meistens Michi oder ich aus Gewohnheit an, den Bühnen-/ Monitorsound einzustellen. Ausgemacht ist allerdings, dass wir in dergleichen Reihenfolge wie vorher den Bühnensound einstellen. Meistens haben wir dann noch 40 Minuten Zeit um zu proben. Bisher haben wir diese Zeit aber erst einmal gescheit ausgenutzt, nämlich heute, und einen neuen Song geschrieben. Die Mischer sind von einer unglaublichen Qualität und machen tendenziell besseren Sound als die deutschen Mischer. Unbemerkt werden während wir üben kleine Tapemarker gesetzt, die die genaue Stellung des Equipments darstellen. Wahnsinnig genau alles, aber dafür klappt auch alles.
Das kann man auch auf viele andere Dinge übertragen. Jeder Automat, jede Toilette, jeder Ticket-Automat, Rolltreppen usw. eigentlich alles funktioniert hier. So, jetzt erstmal Setliste schreiben!
Das Serbian Night ist ein großartiger Club. Leider haben wir ihn nicht so voll erlebt. Lediglich 50 Leute waren da, was für uns verwöhnte marsis in Japan echt fast schon leer ist. Trotzdem war das Konzert super. Wir haben viel gejamt und hatten aufgrund des tollen Sounds auf der Bühne viel Spaß. Leider müssen wir nach den Auftritten immer, oder zumindest meistens den letzten Zug nehmen, also kann man keine längeren Gespräche mit den „Fans“ führen. Na ja, so ist das halt. Das war jetzt sozusagen der Nachtrag für vorgestern…
Warum nur moose schreibt, weiß moose nicht. Vielleicht, weil er Lust drauf hat…
moose - 10. Jan, 03:16