Mars Mushrooms - Transparent Eyeball
Wie cool ist das denn? Kaum verliert man eine Band mal für ein paar Monate aus den Augen, schlägt sie zurück und liefert ihr mit Abstand bestes Werk. Grade so, als ob sie den ignoranten Kritiker abwatschen wollte. Der weicht aber geschickt aus und schlägt mit einer Links-Rechts-Kombination zurück.
Eine Jamband wollt Ihr sein? Tja, tut mir leid, das paßt wohl nicht. Probiert es mal mit anderen Begrifflichkeiten, beispielsweise mit Grooverock oder Jam-Rock-mit-Songs-und-ohne-Staub oder "Wir machen den Soundcheck vor den Aufnahmen und legen dann gleich richtig los-Rock".
Spaß ohne jetzt. Seit STOCKHOLM SYNDROME und (mit Abstrichen) TISHAMINGO kam keine so lässige Band mehr auf den Tisch.
Die MARS MUSHROOMS haben inzwischen 7 gemeinsame Jahre auf dem Buckel und seit ihrem letzten Livealbum einen fast nicht für möglich gehaltenen Quantensprung gemacht. Das hat mehrere Gründe. Einer ist, daß die Band den Grundsatz der Selbstbeschränkung beherzigt. Der längste Song dieser CD dauert grade mal sechseinhalb Minuten, was für eine Jamband normalerweise die Zeit für die Konzentration auf das erste Gitarrensolo ist. Zweitens haben die Franken brav ihr Melodie-Müsli zum Frühstück gefuttert. Drittens hat man bei der Produktion auf jede Art genretypischer Spinnereien verzichtet und ganz simpel Song für Song als gewachsene Band eingespielt. Daß ein wichtiger Teil des Instrumentariums Didgeridoo und eine vietnamesische Maultrommel namens Dan Moi sind, stört den Fluß der Songs überhaupt nicht, befremdet nicht einmal den hartnäckigsten Verweigerer exotischer Instrumente.
Der erwähnte längste Song der CD heißt Master Of The Universe, steht ganz am Ende von "Transparent Eyeball" und hat mit verträumter Hippie-Glückseligkeit nichts zu tun, im Gegenteil, beinahe trippig zischt ein moderner Rocksong kühl und extravagant daher. Der letzte Beweis einer mächtigen Kreativitätswelle innerhalb der Gruppe.
Im Prinzip hat eine Band bereits mit einem Opener wie Mr. Caveman gewonnen. Neben dem - übrigens durchgehend - großartigen Gesang, frißt sich die wunderbar entspannte Gitarre sofort fest. Auch hier gilt: Keine Spur von bekifften 68er-Endlosdudeleien, Herr Schmidt wechselt nahtlos von Duane Allmann-, zu Funk-, zu Heavy-Gitarren, was er im doomigen Zweiminüter Heat zur Freude aller Tony Iommi-Fans gleich nach dem flockigen Einstiegssong eindrücklich tut.
Was bei vielen Bands leicht als Stilbruch bezeichnet werden könnte, schaffen die MUSHROOMS spielerisch in den Gesamtkontext zu integrieren. Der obligaten Ballade folgt eine Groovegroßtat, danach ein Rocker mit ALLMAN-HAYNES-BROTHERS-Wunschkonzertgitarre (Elegy ist aber auch besonders schön geraten), mal zirpt ein Synthie, meistens schwebt eine warme Hammond durch den Raum wenn nicht grade das Piano freudvoll pluckert, die Rhythmusabteilung sorgt für steady rollin' Schubkraft und die Songs sind ausnahmslos ein-gän-gig. Das bedeutet: Sie gehen vom Ohr in den Bauch und dann ohne Umwege in die Beine.
Hoffentlich dreht niemand der Band aus dieser Tatsache einen Strick und bezichtigt sie des kommerziellen Ausverkaufs, denn massenkompatibles Potential haben die MARS MUSHROOMS eimerweise. Sie verkaufen sich aber beileibe nicht als melodiesüchtige Pop-Rock Einheitsware aus Deutschland sondern stehen als - zufälligerweise - deutscher Monolith in der internationalen, ok Ihr habt gewonnen, Jamrockszene. Der einzige Monolith der tanzen kann! (Fred Schmidtlein, 07.04.2005)
Eine Jamband wollt Ihr sein? Tja, tut mir leid, das paßt wohl nicht. Probiert es mal mit anderen Begrifflichkeiten, beispielsweise mit Grooverock oder Jam-Rock-mit-Songs-und-ohne-Staub oder "Wir machen den Soundcheck vor den Aufnahmen und legen dann gleich richtig los-Rock".
Spaß ohne jetzt. Seit STOCKHOLM SYNDROME und (mit Abstrichen) TISHAMINGO kam keine so lässige Band mehr auf den Tisch.
Die MARS MUSHROOMS haben inzwischen 7 gemeinsame Jahre auf dem Buckel und seit ihrem letzten Livealbum einen fast nicht für möglich gehaltenen Quantensprung gemacht. Das hat mehrere Gründe. Einer ist, daß die Band den Grundsatz der Selbstbeschränkung beherzigt. Der längste Song dieser CD dauert grade mal sechseinhalb Minuten, was für eine Jamband normalerweise die Zeit für die Konzentration auf das erste Gitarrensolo ist. Zweitens haben die Franken brav ihr Melodie-Müsli zum Frühstück gefuttert. Drittens hat man bei der Produktion auf jede Art genretypischer Spinnereien verzichtet und ganz simpel Song für Song als gewachsene Band eingespielt. Daß ein wichtiger Teil des Instrumentariums Didgeridoo und eine vietnamesische Maultrommel namens Dan Moi sind, stört den Fluß der Songs überhaupt nicht, befremdet nicht einmal den hartnäckigsten Verweigerer exotischer Instrumente.
Der erwähnte längste Song der CD heißt Master Of The Universe, steht ganz am Ende von "Transparent Eyeball" und hat mit verträumter Hippie-Glückseligkeit nichts zu tun, im Gegenteil, beinahe trippig zischt ein moderner Rocksong kühl und extravagant daher. Der letzte Beweis einer mächtigen Kreativitätswelle innerhalb der Gruppe.
Im Prinzip hat eine Band bereits mit einem Opener wie Mr. Caveman gewonnen. Neben dem - übrigens durchgehend - großartigen Gesang, frißt sich die wunderbar entspannte Gitarre sofort fest. Auch hier gilt: Keine Spur von bekifften 68er-Endlosdudeleien, Herr Schmidt wechselt nahtlos von Duane Allmann-, zu Funk-, zu Heavy-Gitarren, was er im doomigen Zweiminüter Heat zur Freude aller Tony Iommi-Fans gleich nach dem flockigen Einstiegssong eindrücklich tut.
Was bei vielen Bands leicht als Stilbruch bezeichnet werden könnte, schaffen die MUSHROOMS spielerisch in den Gesamtkontext zu integrieren. Der obligaten Ballade folgt eine Groovegroßtat, danach ein Rocker mit ALLMAN-HAYNES-BROTHERS-Wunschkonzertgitarre (Elegy ist aber auch besonders schön geraten), mal zirpt ein Synthie, meistens schwebt eine warme Hammond durch den Raum wenn nicht grade das Piano freudvoll pluckert, die Rhythmusabteilung sorgt für steady rollin' Schubkraft und die Songs sind ausnahmslos ein-gän-gig. Das bedeutet: Sie gehen vom Ohr in den Bauch und dann ohne Umwege in die Beine.
Hoffentlich dreht niemand der Band aus dieser Tatsache einen Strick und bezichtigt sie des kommerziellen Ausverkaufs, denn massenkompatibles Potential haben die MARS MUSHROOMS eimerweise. Sie verkaufen sich aber beileibe nicht als melodiesüchtige Pop-Rock Einheitsware aus Deutschland sondern stehen als - zufälligerweise - deutscher Monolith in der internationalen, ok Ihr habt gewonnen, Jamrockszene. Der einzige Monolith der tanzen kann! (Fred Schmidtlein, 07.04.2005)
moose - 18. Mai, 08:55
- 0 Trackbacks
Trackback URL:
https://shrooms.twoday.net/stories/698950/modTrackback